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Fühlt sich wie Glücksspiel an (und wer gewinnt da schon...?)


2019 habe ich mich für Märkte/ Messen und Ausstellungen in ganz Deutschland beworben. Bei einigen wurde ich genommen, bei einigen nicht. So weit, so gut. Alles ganz normal. Wenn ich gewusst hätte, dass die Auswahl, die so entstanden ist, mir auch Zwei Jahre später schlaflose Nächte bereitet, mir Verzweiflungstränen in die Augen treibt und mich an meinem Beruf (und vielem anderen) zweifeln lässt, hätte ich vielleicht anders ausgesucht. Bisher waren meine Auswahlkriterien: Reputation der Veranstaltung, Lage des Veranstaltungsortes, Termin/ Zeitraum und mit ausstellende Kollegen, denn so eine Veranstaltung ist vor allem auch interessant zum Vernetzen, zum Austausch und zur Kontaktpflege. Dann kam das Coronavirus und mit ihm ungeahnte Einschränkungen, Verbote und Erlasse. Vieles, was veranlasst wurde war sinnvoll und hat Menschenleben geschützt. Mir sind für über eineinhalb Jahre fast alle Vertriebswege verbaut gewesen: keine Messen, keine Märkte, keine Ausstellungen, keine Museumsshops, selbst die Werkstatt durfte ich sehr lange nicht für interessiertes Publikum öffnen. Ein Onlineshop ist schlecht mit der freischaffenden Tätigkeit als Künstlerin vereinbar (nicht, weil ich das so sehe, sondern weil unterschiedliche Geschäftsformen hier kollidieren; Onlinehandel ist Gewerbe, auch wenn man ausschließlich seine eigene Kunst anbietet, was im Übrigen im eigenen Ladengeschäft vor Ort völlig legal möglich ist). Von der Politik wurde an Kulturschaffende herangetragen, dass sie nicht relevant, sondern Freizeitbeschäftigung (im besten Fall) sind und sich zurückzunehmen haben (finanzieller Ausgleich gab es nur im geringen Umfang und für viele selbst das noch nicht). Öffnungsoptionen wurden sogar von höchster Stelle nicht in Aussicht gestellt. Und so ist es eine Art Lotterie, was wann wo gedurft oder eben auch nicht gedurft wurde, denn jedes Bundesland hat eigene Regelungen getroffen, diese regelmäßig und zum Teil rückwirkend geändert (und dies oft sehr kurzfristig). Jetzt, Juni 2021, sind in Deutschland die Infektionszahlen endlich wieder gesunken, so weit, dass Schließungen nicht länger aufrecht erhalten werden können. Gleichzeitig steigt die Zahl der Geimpften und Genesenen und sogar die Intensivstationen melden Entspannung. Die Menschen strömen zurück in die Innenstädte, auf der Suche nach etwas Normalität. Die Außengastronomie hat wieder geöffnet (denn an der frischen Luft ist Ansteckung unwahrscheinlich), die Schulen gehen wieder in den Normalbetrieb (denn mit regelmäßigem Lüften wird auch dort versucht, das Ansteckungsrisiko zu verringern), Homeoffice wird wieder zurückgefahren, denn direkte Kommunikation ist für viele Menschen elementarer Bestandteil ihres Arbeitslebens, Museen, Theater und Kinos dürfen langsam wieder Besucher empfangen.... Eigentlich Grund zur Hoffnung. Uneigentlich gibt es einige Bereiche, die scheinen doch größere Risikozonen zu sein: wie die sogenannten Sondermärkte. Diese dürfen in vielen Bundesländern nämlich immer noch nicht stattfinden. Und so ist es für mich tatsächlich Glücksspiel gewesen, wo ich mich 2019 beworben habe (in einigen Regionen dürfen wieder Außenmärkte stattfinden, in einigen nicht: die Originalabsagen mit Begründung finden sich als Zitat am Ende des Textes, gerne mal lesen, wie wenig nachvollziehbar einige Entscheidungen sind: wohlgemerkt vom Gesetzgeber, nicht von den Ausrichtenden, denn deren Konsequenzen sind absolut nachvollziehbar) Bis Mai wurden meine geplanten (und bereits mehrfach verschobenen) Veranstaltungen entweder abgesagt oder auf den Herbst verschoben. Gestern kam die Absage vom Siegburger Keramikmarkt, heute die Verlegung des Schweriner Marktes (auf ein Wochenende Ende September, für das ich dann einen anderen, regulär in Wien geplanten, Markt absagen muss). All das hat nicht nur schwerwiegende finanzielle Folgen. Und ich fürchte, der Schaden, der hier langfristig entsteht (in seiner Gesamtheit für die Kulturbandbreite und der darin beschäftigen Menschen), ist enorm.

Schweren Herzens müssen wir doch leider den Siegburger Keramikmarkt auch in diesem Jahr absagen. Die Tragweite dieser Entscheidung ist uns bewusst - leider ließ uns die aktuelle Gesetzeslage keine andere Wahl (das tut uns in der Seele weh, denn uns ist der Keramikmarkt eine Herzensangelegenheit). Die Coronaschutzverordnung vom 26. Mai 2021 regelt nun neu die Schutzmaßnahmen in Hinblick auf das Infektionsgeschehen. Wir haben diese Verordnung in der Hoffnung abgewartet, dass durch sie die Durchführung unseres Keramikmarktes möglich wird. Leider ist dies nun nicht eingetreten, denn auch auf der niedrigsten Stufe 1, d.h. bei einer 7-Tage Inzidenz < 35 dürfen Spezialmärkte in Nordrhein-Westfalen nur mit Personenbegrenzung stattfinden. So ist nach der Verordnung die Anzahl gleichzeitig anwesender Besucherinnen und Besucher danach zu bemessen, dass für eine einzelne Person 7 m² an Marktfläche zur Verfügung stehen. Damit dürften auf dem Marktplatz noch nicht mal mehr 300 Personen einschl. der Ausstellerinnen und Aussteller gleichzeitig anwesend sein. Das eigentliche Problem liegt aber aus unserer Sicht in der Notwendigkeit, sowohl den Ein- als auch den Auslass auf die Marktfläche zu kontrollieren, da zumindest noch in der Inzidenzstufe 2 ein Negativtestnachweis erfolgen muss. Dies bedingt die komplette Einzäunung des Marktplatzes, um diese Nachweise, wie auch die Anzahl der gleichzeitig Anwesenden kontrollieren zu können. Von weiteren Problemen abgesehen, z.B. wenn denn einige Hundert Menschen vor den Eingängen warten müssen, erschien uns dies für unseren Keramikmarkt als nicht angemessen. Eine Verschiebung des Marktes kommt für uns auch nicht in Frage, da die Coronschutzverordnung bereits jetzt regelt, dass ab 01.09. lediglich der Negativtestnachweis entfällt und damit die sonstigen Beschränkungen weiterhin Bestand haben werden. (Anschreiben des Siegburger Keramikmarkteams)
Jetzt haben wir Euch wieder so lange warten lassen, um letztendlich doch bekannt geben zu müssen, dass wir den Schweriner Töpfermarkt in den Herbst verschieben werden. Auch wenn die Zahlen insgesamt so niedrig sind und anderswo eine Durchführung von Märkten wieder möglich ist, für uns in Schwerin geht das bis heute nicht. Der Paragraph für die Spezialmärkte wurde in unserer Landesverordnung beim letzten Mal nicht einmal angerührt, neue Bestimmungen und Bedingungen erfolgen erst in gut zwei Wochen. Wir könnten also bis kurz vor Marktbeginn immer noch nicht planen, ob und unter welchen Bedingungen unser Markt möglich wäre. Die Situation ist für uns die Gleiche, wie im letzten Jahr, es ist zum Verzweifeln. (Anschreiben des Schweriner Keramikmarktteams)
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