Vita
Momente
Es gibt Momente im Leben, da ist alles ganz klar. Die vergangenen Jahre ergeben Sinn und auch die Zukunft liegt deutlich und logisch vor einem. Solch ein Gefühl hatte ich das erste Mal mit 12 Jahren im Rosengarten der Burg Giebichenstein. Jedes Jahr wurde in Sachsen-Anhalt für talentierte Schüler ein Sommercamp in der Kunsthochschule ausgeschrieben. Für eine Woche konnte unter fachkundiger Anleitung Kunst entdeckt und vor allem gemacht werden. Malen, kleben, Materialien ausprobieren, alles war erlaubt. Ich durfte 1995 teilnehmen und fühlte mich wohl wie nie. Genau das war es, was ich wollte und zwar genau in dieser Uni. Nun waren es bis zum Abitur noch einige Jahre und so hatte ich viel Zeit, um an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten. Weil ich kein künstlerisches Gymnasium besuchte, gehörte die Nachmittage den Mal- und Zeichenkursen. Denn neben der Erweiterung der eigenen Fähigkeiten musste für die Eignungsprüfung eine Mappe mit guten Arbeitsproben zusammengestellt werden. Mit 17 habe ich mich das erste Mal beworben, denn die Zulassung würde theoretisch zwei Jahre Gültigkeit haben. Kaum einer schafft das auf Anhieb.
Nach der Mappendurchsicht, die einige Stunden in Anspruch genommen hat, teilte mir meine zukünftige Professorin Frau Antje Scharfe mit, dass sie mir die Chance geben, mich zu beweisen, damit mich meine Eltern nicht zum Jura studieren drängen. Drei Tage wurden je zwei Aufgaben bearbeitet, sowie ein Gespräch absolviert. Wieder war ich von der Atmosphäre auf dem Burg-Gelände begeistert und geradezu beflügelt. Die Ergebnisse standen drei Wochen später in einem Brief, den ich tagelang mit mir herumtrug, ohne mich zu trauen, ihn zu öffnen. Der Bescheid war positiv! Und ich wusste schon ein Jahr vor meinen Freunden, wo ich 2002 anfangen würde zu studieren. Reguläre Studienzeit waren 6 Jahre, viel Zeit, um künstlerisch zu reifen. Dank meiner Kinder, die auch viele schöne Stunden im Rosengarten verbracht haben, durfte ich sogar noch zwei Jahre länger verweilen. 2010 habe ich mein Diplom „Schmuck. Status. Ritual.“ erfolgreich verteidigt und freue mich nun auf eine neue Ära als freischaffende Künstlerin.
Seitdem arbeite ich in einem eigenen Atelier in Dresden. Erst im ruhigen Ortsteil Übigau, wo ich mich immerhin 8 Jahre künstlerisch ausleben durfte. In dieser Zeit habe ich vor allem meinen Schmuck weiterentwickelt und auch die nötigen handwerklichen Fähigkeiten des Goldschmiedens erlernt, um meine eigenen Ideen unabhängig von anderen Handwerkern umsetzen zu können.(Genauere Angaben zu meiner Ausstellungstätigkeit, immerhin hat mich meine Arbeit nach New York, Montréal und China geführt, finden Sie in meinem Ausstellungsverzeichnis).
Dann, seit 2017 in lichtdurchfluteten Räumen in Dresden Cotta/ Löbtau. Zuvor war in dem Eckgeschäft eine kleine Werkgalerie angesiedelt, in der auch ich regelmäßig meine Arbeiten gezeigt habe. Von Anfang an, habe ich die Räume geliebt: an einer großen Straße gelegen, mit riesigen Fenstern, einer kleinen Treppe zur Tür und Rosen links und rechts vom Eingang. Und insgeheim war ich traurig, dass dies nicht meine Arbeitsstätte ist.
2016 musste die kleine Galerie aus familiären Gründen schließen und so habe ich die Gelegenheit genutzt, mich um die Fortführung des Geschäftes, freilich mit kleinen Änderungen, denn immerhin wollte ich die Räume vor allem als Atelier nutzen, zu bewerben. Mein Bauch hatte Recht, die ehemalige Galeristin ist glücklich, dass die Räume weiterhin kreativ genutzt werden und ich bin es auch.
2020 ein massiver Einschnitt in die berufliche, wie private Praxis. Die Corona-Pandemie hat über einen unglaublich langen Zeitraum das Leben als Soloselbständige im kreativen Sektor fast unmöglich gemacht: Schulen waren für externe Mitarbeiter für fas zwei Jahre nicht zugänglich, Märkte und Messen wurden fast genauso lange nicht durchgeführt und auch Museen und Galerien konnten Arbeiten nicht an den Kunden bringen und so stellte sich mehr als einmal die Frage nach der Weiterführung des eingeschlagenen Weges. Vielleicht etwas Aufbauendes studieren und dann doch in eine feste Anstellung gehen?
Ja, das könnte gehen...also habe ich mich für ein Architekturstudium an der TU in Dresden eingeschrieben und zwei Semester in Teilzeit studiert, denn Kunst und Architektur geht manchmal Hand in Hand und gerade Ton und Lehm sind aus dem Baugeschehen nicht wegzudenken.
Es war eine herausfordernde Angelegenheit, zumal die Galerie parallel wieder geöffnet war und auch alle anderen Vertriebswege langsam wieder möglich waren. Nach einem Jahr kam die Einsicht, dass das, was für mich am Bau interessant ist, nämlich bauen in Kreisläufen mit möglichst umweltfreundlichen Materialien und bauen im Bestand erst nach dem Diplom vertieft werden könnte und letztendlich für den Bereich kaum Gelder zur Verfügung stehen, man also von einem schlecht bezahlten Beruf in einen anderen gehen würde.
Keine verlockende Alternative, also wurde das Pensum wieder etwas reduziert und der Versuch abgebrochen.
Doch wenn eine Tür zugeht, öffnet sich gelegentlich eine andere und diese führte mich an die HTW in Dresden, an der ich seit 2023 den Fachbereich Design mit meiner Expertise unterstützen darf.
1982 geboren in Dresden
bis 2002 Schulische Ausbildung (Gymnasium: Abschluss Abitur) in Magdeburg
2002 - 2011 Studium an der „Burg Giebichenstein“, Halle im Fachbereich Keramik,
bei Antje Scharfe, Karl Fulle und Martin Neubert
2011 Diplom
Mai 2008 Eröffnung der eigenen Werkstatt
ab 2011 selbstständig in Dresden tätig
2021-2022 Architekturstudium an der TU Dresden
Seit 2022 Gasthörerschaft an der TU, Fakultät Architektur
SS 2023 Dozententätigkeit an der HTW Dresden
Preise/ Stipendien:
2013 hessischer Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk, 2. Platz
2016 Bronze Preis „Emerging Artist Award“, 5. ICMEA Symposium in Fuping, China
2017 einmonatiges Arbeitstipendium „Fuping Pottery Art Village“, China
2019 Schmuck Award, 1. Preis
2021 German Design Award, 1. Platz Luxury Goods
2022 Belobigung beim Siegburger Keramikpreis